Flip your School! - Jetzt erst recht.

Johannes Zylka hat elf Verfasser:innen um sich geschart, die gemeinsam mit ihm das Thema „Schulentwicklung“ mit dem Ziel der Schaffung zeitgemäßer Lernumgebungen beleuchten. Ihm selbst eilt ein besondere Ruf voraus, war er doch vor seiner Tätigkeit in der Lehrer:innenausbildung Lernbegleiter an der - man sollte betonen: an DER - Alemannenschule Wutöschingen.

Impulse wollen die Verfasser:innen setzen. Impulse für die Entwicklung und Gestaltung hybrider, personalisierter Lehr-Lernsettings. Diese Impulse kommen nicht einfach aus dem Nichts, sie waren auch vor der Corona-Pandemie schon da, aber die Schulschließungen machten es schließlich verdammt nötig, sie anzupassen und auszurufen und (endlich) umzusetzen.

„So machte die Phase der Schulschließung eines sehr deutlich: Vielerorts - aber nicht überall - besteht eine gravierende Kluft zwischen dem aktuellen Stand der gesellschaftlichen Erwartungen und Strukturen, der pädagogischen Forschung und den Lehr-Lernsettings an den Schulen.“ (Vorwort des Herausgebers, S. 11)

In zwei Teilen und auf etwa 300 Seiten werden Hintergründe, gegenwärtige Strömungen und mögliche zukünftige Innovationen präsentiert.

Teil 1 des Sammelbandes „Quo vadis, scholae?“ (S. 16 - 166) eröffnet Zylka selbst und setzt direkt bei den Schulschließungen im Frühjahr 2020 an, benennt das Stiefkind „Digitalisierung“ und fokussiert Weiterdenker:innen, bspw. Wanda Klee und Philippe Wampfler. Digitalisierung und Digitalität seien jetzt und zukünftig dann zielführend, wenn eine „pädagogisch-didaktisch sinnvolle und reflektierte Einbettung in einen schulspezifischen Lehr-Lernkontext“ (S. 18, zugleich zitiert nach Zylka 2018, S. 7f.) gegeben ist. Er kommt zu dem Schluss:

Hybrid und personalisiert solle ein Lehr-Lernsetting sein, von Vertrauen und Zutrauen in verantwortliche Schüler:innen und Lehrer:innen geprägt.

Überlegungen (dazu überragend auch: Olaf-Axel Burow mit seinen prognostizierten Tendenzen, vgl. Kapitel 4) zum Rollenverständnis, zur Beziehungsarbeit, zur Prozessorientierung, zur Individualisierung, zur Veränderung der Lehr-/Lernräume und zur Kultur des Teilens und Vernetzens drängen sich den Leser:innen sofort auf. Gut so.

Mach es besonders

Die sechs folgenden Artikel im ersten Teil des Sammelbandes lesen sich wie vielfältige Antworten auf die Frage nach dem zukünftigen Weg von Schule und Möglichkeiten der Schulentwicklung:

  • Bildung im Spannungsfeld zwischen Globalisierung und demokratischem System in Deutschlang (Margret Ruep)

  • Die Pädagogik guter Schule zwischen Reformpädgogik und 21st Century Skills (Ulrich Herrmann)

  • Schulentwicklung 2030: Trends und Umsetzungsschritte (Olaf-Axel Burow)

  • Wie Schulen auf anstehende Veränderungen reagieren können (Hans-Günter Rolff)

  • Schulentwicklung als Personalentwicklung (Helmut Lungershausen)

  • Achtsamkeit, Mitgefühl und Engagement in der Schule (Nils Altner)

Mach es besonders

Teil 2 des Sammelbandes (S. 167-307) widmet sich mit sechs Aufsätzen der Gestaltung individualisierter und personalisierter Lehr-Lernumgebungen

  • Ulrich Herrmannn greift in seinem zweiten Beitrag Ergebnisse zur Neuropsychologie des Lernens auf und zieht u.a. daraus Konsequenzen für die Unterrichts- und Schulentwicklung.

  • Michael Schratz stellt das personalisierte Lernen im respondieren Unterrichtsgeschehen dar.

  • Zusammen mit Gerhard Ziener fragt Johannes Zylka: Wie kann das kompetenzorientierte Strukturieren von Lernprozessen in personalisierten Lernsettings gelingen?

  • Eiko Jürgen erklärt die hybride Lernprozessdiagnostik als Kernelement individualisierter und personalisierter Lernumgebungen.

  • Hanna Hardeland nimmt - übrigens ermutigend für alle Nachdenker:innen, Implementierer:innen und Durchführer:innen - das Lerncoaching und die Lernbegleitung in den Blick.

  • Otto Seydel zeigt uns abschließend drei Schulen und öffnet Räume für individuelles und gemeinsames Lernen.

Wer spätestens seit 2020 Entwicklung und Strömungen in der Schullandschaft beobachtet hat, dürfte von der Vielzahl der hier getätigten Überlegungen angetan sein. Besonders lebendig werden die Beiträge immer dann, wenn gelebte Konzepte vorgestellt werden.

Die Facetten des Sammelbandes machen allen am System Schule Beteiligten Mut, sich auf den Weg zu machen und über die eigene Schule hinaus mit anderen über Schulentwicklung nachzudenken, auszuprobieren und abzuwägen. Schulentwicklung, das zeigen die Beiträge trefflich, wird verteilt auf vielen verantwortlichen Schultern und tragenden Säulen liegen. Das wäre doch gelacht, wenn man da nicht seinen Platz als Mitgestalter:in findet.

Johannes Zylkas Sammelband „Flip your School!“ mit (E-Book inside) ist für € 29,95 erhältlich.

Weiterführendes:

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Björn Nölte und Philippe Wampfler pflastern neue Wege zum Umgang mit Lernen und Leistung: Eine Schule ohne Noten

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Agiles Lernen an Schulen - ein Wunderwerk? Nein, das kann jede:r!